Ein Beleg dafür, wie lange eine historische Entscheidung nachwirken kann, kann man heute anlässlich des 100. Jahrestages des Abschlusses des Vertrags von Trianon erkennen. Benannt ist dieses Vertragswerk nach dem Ort der Vertragsunterzeichnung, dem Lustschloss Grand Trianon im Park von Versailles in der Nähe von Paris. Es wurde für den König Ludwig XIV. als privater Rückzugsort errichtet. Für die eine Seite war es ein Friedensvertrag, für die andere Seite ein Friedensdiktat. Dieser Vertrag, der im Zuge des Endes des 1. Weltkrieges und der Neuordnung der Mächte und Grenzen für die kommenden Jahre festlegte, betraf vor allem das Königreich Ungarn, welches bis 1918 mit dem Kaiserreich Österreich in Realunion verbunden und somit zu den besiegten Staaten des ersten Weltkrieges zählte.
Diese Niederlage bekam – für viele heute kaum mehr bekannt – besonders hart zu spüren. So verlor Ungarn im Zuge dieses Vertrages etwa zwei Drittel seines vorherigen Staatsgebietes – mehr als jede andere Verlierernation. Auf diese Weise kam z.B. auch das bis 1919 genannte Deutsch-Westungarn zur neuen österreichischen Republik – als Bundesland Burgenland (übrigens, der einzige „Gebietsgewinn“ für das ebenfalls geschlagene Österreich). Die ungarische Delegation unterschrieb den Trianon-Vertrag als Teil des Versailler Vertrags unter Widerspruch am 4. Juni 1920. Wie bereits eingangs genannt, ist dieser Vertrag ein gutes – und vor allem traurig-negatives Beispiel – wie lange Dinge nachwirken können, wenn sie über den Köpfen der betreffenden Menschen entschieden werden. Vor allem – aber nicht nur – an Rumänien musste Ungarn große Landesteile abtreten. Über Nacht fanden sich Millionen von Ungarn im Ausland wieder. Dies legte den Grundschein für jahrzehntelange Ressentiments und Feindschaften.